Nein, es geht hier nicht ums Skispringen, Skifliegen oder die Vierschanzentournee!

Am Dreikönigstag (6. Januar) fand traditionellerweise der 2. Lauf der Münchner Winterlaufserie über 15 km statt, der einen auf drei hügeligen Runden durch den Olympiapark führte. Dieses Jahr in einer etwas anderen Atmosphäre als sonst – kein Massenstart und kein gemütliches Beieinanderstehen und Ratschen nach dem Lauf – aber man ist ja froh, wenn in Pandemiezeiten überhaupt ein Rennen stattfinden kann! Mein schnellster Kilometer auf den Runden der Winterlaufserie ist übrigens immer der, der vom Coubertin-Platz abwärts zur U-Bahn-Station führt und über den Kolehmainen-Weg geht, wie einem ein Straßenschild dort verrät.

Ein gut gewählter Name, denn Hannes Kolehmainen war ein heute etwas vergessener, im Schatten von Paavo Nurmi stehender finnischer Langstreckenläufer, der vor dem 1. Weltkrieg große Erfolge gefeiert hatte. Bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm gewann er gleich 3 Goldmedaillen, über 5.000, 10.000m und in einem heute nicht mehr stattfindenden Wettbewerb (warum eigentlich?) über 12 km Crosslauf. 1920 holte er sich bei der Olympiade in Antwerpen dann auch noch Gold über die Marathon-Distanz. Seine Erfolge scheint er dabei besonders einem bestimmten Trainingssystem verdankt zu haben, das einen hohen Kilometerumfang vorsah und das, was man heute „Tempo-Dauerläufe“ nennt. Läufe also, die an der Grenze von aerober zur anaeroben Ausdauer gelaufen werden und die sehr anstrengend sind, wie ich aus eigener Erfahrung hinzufügen möchte…
Diese Trainigsmethoden führten Kolehmainen und die etwas jüngeren Toivo Loukola, Ville Ritola sowie den wohl prominentesten finnischen Langstreckenläufer Paavo Nurmi seinerzeit an die Weltspitze und trugen ihnen den Spitznamen „fliegende Finnen“ ein.

Auf einem Foto kommt Hannes Kolehmainen (1889 – 1966) ungemein sympathisch daher mit seiner hohen Stirn, seinem verschmitzten Lächeln und den offenbar handgestrickten Socken und Pullover. Ich habe lange gegrübelt, an wen er mich erinnert – aber sieht er nicht ein bißchen aus wie Jürgen Klinsmann?
Heute haben den Finnen eher die „fliegenden Norweger“ den Rang abgelaufen, und das nicht nur beim Skispringen während der Vierschanzentournee, wo sich die norwegische Mannschaft stark präsentierte. Auch beim Langstreckenlaufen haben unter den Skandinaviern die Norweger mit der Familie Ingebrigtsen aktuell die Nase ganz weit vorne!